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Atomtests bei Operation Grapple: Verdacht auf Gesundheitsschäden bei britischen Veteranen

London. Im Jahr 1958 wurde Terry Hughes als Matrose auf die Weihnachtsinsel geschickt, ohne zu wissen, dass dort eine Wasserstoffbombe getestet werden sollte. Die Operation Grapple, eine Reihe von Atombombentests in den späten 1950er-Jahren, war Teil Großbritanniens Bemühungen, im atomaren Wettrüsten mitzuhalten. Doch für die Nuklearveteranen wie Hughes endete die Geschichte anders. Viele von ihnen und ihre Nachkommen leiden unter schwerwiegenden Gesundheitsproblemen, die sie auf die Strahlenbelastung zurückführen.

Erinnerungen an die Operation Grapple

Hughes, heute 86 Jahre alt, erinnert sich an den Moment, als die Bombe gezündet wurde. Unter Deck im Maschinenraum, durch eine Dachluke sah er einen Blitz, gefolgt von einem fürchterlichen Knall und einem kleinen Hurrikan, der durch das Boot fegte. Als die Crew später auf Deck ging, sahen sie den riesigen Atompilz. Für den damals 19-jährigen Hughes war es beeindruckend, aber auch beängstigend. Doch die Auswirkungen sollten sich erst Jahre später zeigen.

Gesundheitsschäden bei Nuklear-Veteranen

Tausende Nuklearveteranen entwickelten schwere Gesundheitsprobleme, die von Hautkrebs bis hin zu Unfruchtbarkeit reichen. Hughes hat bereits mehrere Hautkrebsoperationen hinter sich, sein Sohn kann keine Kinder bekommen, und eine seiner Enkelinnen leidet an Epilepsie. Andere Veteranen leiden an Bluterkrankungen, Fehlgeburten oder haben Kinder, die plötzlich im Babyalter starben. Im Gegensatz zu den meisten Ländern, die Nukleartests durchführten, hat Großbritannien den Veteranen jedoch keine Kompensation gezahlt.

Kampf um Aufklärung und Gerechtigkeit

Eine Gruppe von Nuklearveteranen und ihren Nachkommen kämpft nun darum, das Verteidigungsministerium vor Gericht zu zwingen, Dokumente über die Nukleartests freizugeben. Sie glauben, dass das Militär wissentlich Soldaten einer Strahlung aussetzte, die sie und ihre Nachkommen lebenslang schädigen würde. Die Anwälte der Veteranen haben Beweise dafür, dass das Militär über Jahre regelmäßig Blutproben von den Veteranen entnommen hatte, diese jedoch unauffindbar sind, wenn die Veteranen darauf zugreifen wollen. Die Veteranen sprechen von einem der größten Skandale der britischen Geschichte und fordern ein Sondergericht, um die Fälle unabhängig zu untersuchen und Kompensationen abzuwickeln.

Leiden der Nachkommen

Für Susan Musselwhite, die Tochter eines Nuklearveteranen, geht es um Gewissheit und Anerkennung. Ihr Vater war Zeuge der Operation Grapple im Pazifik, und erst nach seinem Tod vor zwanzig Jahren erfuhr sie von seiner Beteiligung. Musselwhite leidet selbst unter gesundheitlichen Problemen, darunter einer Augenerkrankung, Unfruchtbarkeit und diversen anderen Beschwerden. Sie ist Mitgründerin der Organisation Labrats International, die sich für die Opfer der Nukleartests einsetzt. Sie fordert eine Entschuldigung, eine unabhängige Untersuchung und Kompensation für die Veteranen und ihre Nachkommen.

Das Verteidigungsministerium hat bisher keine medizinischen Dokumente unter Verschluss gehalten, aber die Anwälte der Veteranen sind entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und Gerechtigkeit für die Opfer der Operation Grapple zu erreichen.