Beleuchtung mit Stil: Mütze als Lampe umfunktioniert
In einer Zeit, in der Lichtverschmutzung ein immer drängenderes Thema wird, hat eine Berliner Künstlerin eine unkonventionelle Lösung gefunden: Mützen für Straßenlaternen. Diese sogenannten „Nightcaps“ sind nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein effektiver Ansatz, um die Auswirkungen von grellem Straßenlicht auf Insekten zu reduzieren. Die Schöpferin hinter diesem ungewöhnlichen Projekt ist Alona Rodeh, die selbst im Brunnenviertel lebt und arbeitet. Inspiriert von der Vielzahl runder Straßenlaternen in ihrem Viertel, entschied sie sich, ihnen eine persönliche Note zu verleihen.
Als sie aus ihrem Atelier in der Putbusser Straße auf die gegenüberliegende Straßenseite blickt, sieht sie eine der typischen kugelförmigen Leuchten, die häufig an den Hauseingängen des kommunalen Wohnungsunternehmens degewo zu finden sind. Doch diese ist anders. Sie trägt eine Kopfbedeckung namens „Hot“ – ein Basecap mit angedeuteten Haaren, wie die Künstlerin es nennt.
Die Idee hinter den „Nightcaps“ ist nicht nur ästhetischer Natur. Sie dienen als künstlerische Mahnung an die Folgen von Lichtverschmutzung und sind aus recycelten Materialien gefertigt. Alona Rodeh, die sich in ihrer künstlerischen Arbeit immer wieder mit Dunkelheit, Sicherheit und Atmosphäre in Städten beschäftigt, sieht die „Nightcaps“ als Möglichkeit, ökologische Gesichtspunkte in den urbanen Raum zu integrieren.
### Lampen-Mützen gut für Insekten
Die runden Straßenlaternen im Brunnenviertel, die noch aus den 60er und 70er Jahren stammen, strahlen ihr Licht in alle Richtungen ab. Dies kann für Insekten verheerende Folgen haben, wie der Ökologe Gregor Kalinkat vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei betont. Die grellen Lichtquellen ziehen Insekten magisch an, führen sie in einen desorientierten Kreisflug und erschöpfen sie so sehr, dass sie abstürzen oder sterben können. Dies wiederum beeinträchtigt die Fortpflanzung und das Überleben vieler Insektenarten.
Moderne Straßenlaternen bündeln das Licht gezielt und können die Lichtfarbe anpassen, um Insekten weniger anzuziehen. Sie können auch die Lichtintensität je nach Bedarf regulieren, was insbesondere nachts von Vorteil ist, wenn weniger Menschen unterwegs sind. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Lichtverschmutzung zu reduzieren und die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
### Abgeschirmte Lampen reduzieren Lichtsmog
Forschungen haben gezeigt, dass die Begrenzung und Abschirmung des Lichts effektiver ist als die bloße Reduzierung der Lichtmenge. Dies bestätigt die Wirksamkeit der „Nightcaps“ von Alona Rodeh, die eine ähnliche Abschirmung bieten und damit dazu beitragen, unerwünschtes Licht zu minimieren. Die degewo, auf deren Grundstücken die „Nightcaps“ angebracht sind, unterstützt das Projekt finanziell und plant Workshops, um das Bewusstsein für Lichtverschmutzung weiter zu schärfen.
Die „Nightcaps“ haben bereits das Interesse der Bezirksverwaltung geweckt. Alona Rodeh hofft, dass die Kunst langfristig in die Entwicklung neuer Strategien gegen Lichtverschmutzung einbezogen wird. Ihr Ansatz geht über die rein ökologischen Aspekte hinaus und zielt auch darauf ab, die Stimmung und Ästhetik der Straßen zu verbessern.
Ein Modell, das wie ein „Darth Vader-Helm“ aus „Star Wars“ aussieht, steht in ihrem Atelier als Prototyp. Ob diese exzentrische Variante jemals auf einer degewo-Kugellampe landen wird, bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Selbst die dunkle Seite kann ökologisch wertvoll sein, wenn sie dazu beiträgt, die Auswirkungen von Lichtverschmutzung zu verringern.