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**Verlassene Industriestätte am Teltowkanal in Berlin: Ein Blick auf die geheimnisvolle Vergangenheit der „Spinne“**

Berlin. Im Norden des Teltowkanals liegt seit Jahren eine verlassene Industriestätte, die einst das Werksgelände eines großen Industriegiganten Berlins war. Die Szenerie am Ufer des Kanals erinnert an eine postapokalyptische Welt, in der die Natur wild wuchert und die Überreste industrieller Anlagen verlassen und verrostet daliegen, ohne von Menschenhand berührt zu werden. Die stählernen Skelette einer vergangenen Ära ragen aus dem Dickicht von Büschen und Bäumen am Kanalufer empor, umgeben von Ruinen, verfallenen Maschinen, umgestürzten Mauern und seltsamen Bassins. Hier sind die wichtigsten Informationen zu diesem verlassenen Ort.

**Die Fakten zum ehemaligen Klärwerk Lichterfelde im Überblick:**

– Adresse: Wupperstraße 1, 14167 Berlin-Lichterfelde
– Geschichte: Errichtet als Kläranlage der Spinnstofffabrik Zehlendorf, auch bekannt als „Spinne“; Stilllegung Anfang der 1990er-Jahre
– Führungen: Keine
– Denkmalschutz: Nein
– Status: Lost Place

**Die Geschichte der Spinnstofffabrik Zehlendorf:**

Die Spinnstofffabrik Zehlendorf, auch als „Zehlendorfer Spinne“ bekannt, hatte eine bewegte Geschichte, die auf ein unternehmerisches Fiasko zu Beginn des 20. Jahrhunderts zurückgeht. Die Fabrik wurde 1919 gegründet und nutzte Zellulose als Rohstoff für die Herstellung von Viskosekunstseide. Mit der Produktion von Zellwolle, einem künstlichen Spinnstoff, erlebte das Unternehmen in den 1930er-Jahren einen Aufschwung, der durch die Autarkiepolitik der Nationalsozialisten noch verstärkt wurde.

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion massiv ausgebaut, um die Kriegsmaschinerie zu unterstützen. Die Fabrik beschäftigte Zwangsarbeiter, darunter auch Häftlinge aus Konzentrationslagern, die unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Erst mit der Befreiung Berlins durch die Rote Armee im Jahr 1945 wurden die Häftlinge befreit.

Nach dem Krieg erlebte die Spinnstofffabrik Höhen und Tiefen, bis sie schließlich in den 1990er-Jahren geschlossen wurde. Die Anlage am Teltowkanal ist seitdem verlassen und verfällt langsam, während sich die Natur ihren Raum zurückerobern.

**Die Überreste der Spinne am Teltowkanal:**

Auf dem Gelände des ehemaligen Klärwerks sind noch Überreste aus vergangenen Zeiten zu finden. Die verrosteten Filterbecken, die einst Chemikalien und Verunreinigungen aus den Abwässern der Fabrik entfernten, liegen heute überwuchert und verlassen am Ufer des Kanals. Neben den Bassins finden sich auch ehemalige Arbeitsgebäude, die zu Ruinen verfallen sind und noch industrielle Einbauten und Maschinen beherbergen.

Die Anlage strahlt den typischen Charme eines verlassenen Industriestandorts aus, mit rostigen Stahlstrukturen, überwucherten Wasserbecken und Graffiti-verzierten Gemäuern. Doch trotz der romantischen Ruinenkulisse ist Vorsicht geboten, denn der Boden und die Umgebung sind mit Giftstoffen belastet.

**Ausblick und Zukunft des ehemaligen Klärwerks:**

Aktuell liegt das ehemalige Klärwerk weitgehend ungenutzt und verlassen da. Es wurden erhöhte Schadstoffwerte in der Umgebung festgestellt, die eine Nutzung des Geländes erschweren. Es gibt bisher keine konkreten Pläne zur Neugestaltung oder Reinigung des Areals, obwohl eine Machbarkeitsstudie zur Teilnutzung durchgeführt wurde.

Die Zukunft der verlassenen Industriestätte bleibt also ungewiss, während sich die Natur langsam aber sicher ihren Platz zurückerobern wird. Die vergessene Vergangenheit der Spinne am Teltowkanal wird wohl noch lange Zeit ein Rätsel bleiben.