Ukraine-Krieg: Hoffnung auf Frieden trotz langen Kriegsjahren
Der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk, seit 2021 im Amt, gilt als enger Berater des Präsidenten und Chefideologe der Regierungspartei „Diener des Volkes“. In einem Interview in Kiew sprach er über die langanhaltende russische Invasion, die Stimmung der Bevölkerung und die Erwartungen an Deutschland.
### Die Stimmung nach drei Jahren Krieg
Seit dem Beginn der russischen Invasion vor drei Jahren dauert der Krieg in der Ukraine bereits elf Jahre an. Stefantschuk betont jedoch, dass die Ukraine trotz der Länge des Konflikts standhaft bleibt und die Invasion zurückweist. Die staatlichen Strukturen funktionieren, die internationale Unterstützung ist konstant und die Ukraine kämpft weiterhin als unabhängiger Staat.
Trotz taktischer Erfolge der russischen Streitkräfte im vergangenen Jahr im Donbass spürt Stefantschuk keinen Rückgang der Moral in der Bevölkerung. Die Unterstützung für die ukrainischen Streitkräfte bleibt stark, da die Bevölkerung die Bedrohung klar erkannt hat und sich bewusst ist, was zur Verteidigung des Landes getan werden muss.
### Herausforderungen und Motivation
Die ukrainischen Streitkräfte leiden unter einem eklatanten Personalmangel, was zu Problemen bei der Rekrutierung neuer Soldaten führt. Stefantschuk erklärt, dass das Parlament Maßnahmen ergriffen hat, um die Mobilisierung gerechter zu gestalten. Es sei entscheidend, die Bürger weiter zu motivieren, ihr Land zu verteidigen, um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken.
In Bezug auf Deserteure betont Stefantschuk, dass die Ukraine im Kriegszustand sei und Angst ein natürlicher Begleiter in solchen Zeiten sei. Das Land setze jedoch auf demokratische Prinzipien und straft Deserteure nicht, die reuevoll zurückkehren. Die Menschen könnten nicht gezwungen werden, aber die Motivation zur Verteidigung des Landes bleibe ein zentrales Anliegen.
### Demokratie und Korruptionsbekämpfung
Stefantschuk reflektiert über die Herausforderungen, die ein Krieg für die Demokratie mit sich bringt. Er betont, dass die Ukraine trotz Einschränkungen in Kriegszeiten weiterhin für demokratische Werte kämpft. Die Regierung habe Maßnahmen ergriffen, um gegen Korruption vorzugehen, und dabei beachtliche Fortschritte erzielt.
Obwohl es weiterhin Korruption gebe, sei die Ukraine im Jahr 2025 im Kampf gegen Korruption deutlich weiter fortgeschritten als noch vor einigen Jahren. Das Vertrauen der internationalen Partner sei ein entscheidender Gewinn der letzten Jahre, den es zu bewahren gelte.
### Internationale Beziehungen und Hoffnung auf Frieden
Stefantschuk äußert sich besorgt über die deutschen Wahlen und mögliche Stimmen für Parteien, die Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnen. Er betont die Bedeutung der Unterstützung für die Ukraine als Überlebensfrage für Europa. Trotz der Reduzierung der US-Unterstützung durch die USAID hofft er auf fortgesetzte Projekte zur Unterstützung der Ukraine.
In Bezug auf mögliche Friedensgespräche mit Russland betont Stefantschuk die Bedeutung des Abzugs der russischen Truppen als Vorbedingung. Die territoriale Integrität der Ukraine stehe dabei nicht zur Debatte und müsse geschützt werden. Trotz der Herausforderungen und Unsicherheiten hofft er auf Frieden in absehbarer Zeit.
Insgesamt zeigt sich in Stefantschuks Aussagen ein Bild von Standhaftigkeit, Kampfgeist und Hoffnung, das die Ukraine inmitten langjähriger Kriegsjahre prägt. Trotz der Widrigkeiten und Herausforderungen setzt das Land auf Demokratie, Korruptionsbekämpfung und internationale Unterstützung, um den Frieden und die Souveränität zu wahren.