Neuer Hotspot am Potsdamer Platz: Lou the Parrot
Ein Hauch von Entdeckergeist ist erforderlich, um das neue Restaurant „Lou the Parrot“ zu finden. Abseits des grellen Lichts des Potsdamer Platzes, entlang der düsteren Linkstraße und dem Tilla-Durieux-Park mit seinem grasbewachsenen Deich, liegt das neueste kulinarische Juwel: ein Restaurant der türkischen Bemse Gruppe, die sonst hauptsächlich in Ankara tätig ist. Dieses Lokal ist Teil von „The Playce“, einem Ensemble, das aus den ehemaligen Potsdamer Platz Arkaden besteht. Die Außenseite des Shopping- und Erlebniszentrums an der Linkstraße hat sich mittlerweile zu einem ebenso interessanten Ausgehviertel entwickelt wie das Innere der umgebauten Arkaden. Neben der gefeierten Bar „The Alchemist“ und der Sportsbar „Lane 7“ mit Bowlingbahn, Shuffle Boards und Darts, findet man hier auch das „Paulaner“, das, obwohl es bei einem Blick durch die Fenster mit seiner modernen Holzeinrichtung die typische bayerische Gemütlichkeit vermissen lässt, dennoch gut besucht ist, sogar laut Insidern jeden Tag.
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Neu in der Kollektion ist also das „Lou the Parrot“ mit großem, musikbeschalltem Außenbereich und Blick auf den euphemistisch „Park“ genannten Grünstreifen, der an diesem Februarabend naturgemäß verwaist ist. Im Inneren dominiert cremiges Beige und sorgt trotz der nackten, anthrazit gestrichenen Betondecke mit abgehängtem Metall-Lochmuster für Gemütlichkeit. Das Motiv des stilisierten Papageis ist allgegenwärtig, aber nicht aufdringlich. Mäntel finden Platz an kleinen hüfthohen Garderobenständern, strategisch neben den Tischen platziert. Es empfiehlt sich, einen Platz auf einer Bank zu wählen oder die Stühle genau zu prüfen, da einige davon als „Fehlbesetzung“ gelten. Die Rückenlehne besteht nur aus einer gepolsterten Rolle, ähnlich wie bei einem Gerät zur Stärkung des unteren Rückens in einem Fitnessstudio, was auf Dauer unbequem ist. Die Armlehnen sind zu kurz geraten, sodass man beim Hinsetzen ins Leere greift und in den Sitz plumpst.
Zum Glück sind Küche und Service so gut, dass diese Unannehmlichkeiten in den Hintergrund treten. Zum Start eines Pressedinners wird der Signature Drink des Hauses serviert: der „Pink Parrot“, bestehend aus Tequila Rose, Grapefruit, Passionsfrucht als fester Schaum und Rosenblatt (14 Euro). Dieser exotische Drink vereint herrliche Süße im Schaum mit frischer Säure im Drink und ist ein perfekter Appetizer. Es gibt weitere spannende Cocktail-Kreationen, aber als der Service eine Flasche eines hervorragenden Sancerre vorschlägt (69 Euro), ist die Entscheidung schnell getroffen. Der Service ist unaufdringlich, aber immer rechtzeitig zur Stelle, selbst als das Lokal sich am Abend füllt. Die Preise der Gerichte bewegen sich zwischen elf und 39 Euro. Leider sind die Gerichte dieses Abends nicht auf der aktuellen Speisekarte zu finden, was Empfehlungen zu einem Glücksspiel macht. Vorspeisen kosten zwischen elf und 23 Euro, während Hauptspeisen zwischen 26,50 und 39 Euro liegen.
Die Küche startet mit warmem, fluffigem hausgemachtem Naan-Brot, das von allen geliebt wird, und kleinen Brötchen, die an ein einfaches Frühstück in einem gewöhnlichen Hotel erinnern und absolut verzichtbar sind. Mehr Freude bereitet die Topinambur-Creme mit süß-sauer eingelegten Austernseitlingen und roten Beeren. Die Creme bildet ein mildes, erdiges Fundament unter den Pilzen, die eher süß als sauer sind und das Püree etwas in den Hintergrund drängen. Auch die roten Beeren, fälschlicherweise als roter Pfeffer bezeichnet, dominieren mit ihrem starken Aroma, unterstützt von kleinen Chips, die zusätzlichen Crunch bieten.
Eine reichhaltige Portion heißer Waldpilzsuppe folgt. Sie ist aromatisch sehr intensiv, dick, cremig und ein echtes Highlight im Winter. Die Walnuss-Croûtons sind jedoch überflüssig und bei mir separat serviert, aufgrund einer Haselnuss-Allergie. Die Croûtons sind fettig ausgebacken, was man deutlich bemerkt, wenn man darauf beißt.
Die Miso-Aubergine mit Sesam und Engelshaar ist ein kulinarischer Ausflug nach Asien und in den Nahen Osten. Die Aubergine ist schmelzend und cremig, das Engelshaar bietet einen gelungenen Crunch, auch wenn es etwas fettig wirkt. Geschmacklich harmoniert alles, mit einer leichten Schärfe als Abschluss.
Ein gegrilltes Rinderfilet mit Pommes Anna, wildem Brokkoli und Jus wird serviert. Das Fleisch ist butterzart und perfekt medium rare gebraten. Die Stängel vom wilden Brokkoli bieten Knack und sind etwas zu salzig, was sich mit dem Fleisch potenziert, da auch die Jus salzig ist. Das Dessert, ein Passionsfrucht-Mango-Mousse mit Mandel-Crumble und Guanaja-Puder, wird von allen ausgelassen.
Insgesamt bietet das „Lou the Parrot“ eine hohe Qualität, doch für eine echte Fine-Dining-Empfehlung fehlt es etwas an Aromenspiel und dem Mut zu orientalischen Gewürzen. Die Gerichte wirken etwas beliebig. Ein gutes Vorbild für eine ähnliche Ausrichtung wäre das „Scirocco“ am Kudamm, aber das „Lou the Parrot“ ist noch nicht ganz auf diesem Niveau.
Lou the Parrot, Linkstraße 6, 10785 Berlin, Öffnungszeiten: Mo.-Fr. ab 12 Uhr, Sa. ab 17 Uhr, Website: https://loutheparrot.com/