Verstopfte Gefäße: Ein häufig übersehenes Gesundheitsrisiko in Deutschland
Bei manchen Menschen machen sich verstopfte Gefäße erst bemerkbar, wenn es bereits zu spät ist – und sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden. Ursachen können Bluthochdruck, Rauchen, aber auch Mutationen im Blut sein. Spanische Forscher haben diesen Risikofaktor genauer unter die Lupe genommen.
Arteriosklerose ist weltweit die häufigste Erkrankung der Arterien. Schätzungsweise leiden allein in Deutschland rund vier Millionen Menschen daran. Eine Form der Arteriosklerose ist die Atherosklerose, bei der Ablagerungen in den Arterien meist schleichend entstehen. Betroffene bleiben oft über Jahre beschwerdefrei, bis ein Gefäß so stark verengt oder verstopft ist, dass ein Herzinfarkt oder Schlaganfall droht.
Ursachen für die gefährlichen Ablagerungen gibt es viele, darunter Bluthochdruck, Übergewicht, hohe Blutfettwerte, Diabetes, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel, Stress, Rauchen und Alkohol. Auch die genetische Veranlagung spielt eine Rolle.
Bislang unbekannter Risikofaktor für Atherosklerose
Forscher aus Spanien haben nun Mutationen in den Blutzellen als weiteren Risikofaktor für Atherosklerose untersucht. Diese Mutationen, auch bekannt als kolonale Hämatopoese oder CHIP, erhöhen das Risiko für die Erkrankung. Studien zeigen, dass etwa sechs Prozent aller Menschen im mittleren Alter diese Mutationen aufweisen.
Die aktuelle Studie aus Spanien, veröffentlicht im Fachjournal „Nature Medicine“, bestätigt die Verbindung zwischen CHIP und Atherosklerose. Über einen Zeitraum von sechs Jahren untersuchten die Forscher 3700 Männer und Frauen zwischen 40 und 55 Jahren auf Blutproben und Ablagerungen in den Oberschenkelarterien.
Erkenntnisse aus der Studie
Die Studie ergab zwei wichtige Erkenntnisse: Menschen mit CHIP-Mutationen haben ein um das 2,1-Fache höheres Risiko, innerhalb von drei Jahren Atherosklerose im Oberschenkel zu entwickeln. Zudem wurde festgestellt, dass mehr Menschen CHIP-Mutationen haben als bisher angenommen.
Die Forscher betonen die Bedeutung dieser Ergebnisse für die Prävention von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, gezielte Maßnahmen zur Risikoreduktion bei Betroffenen einzuleiten.
Frühes Screening als präventive Maßnahme
Experten wie Stefanie Dimmeler, Direktorin am Institut für kardiovaskuläre Regeneration in Frankfurt am Main, sehen in einem frühen Screening auf CHIP eine wichtige präventive Maßnahme. Durch die frühzeitige Erkennung von Mutationen könnten gezielte Interventionen zur Risikominimierung eingeleitet werden.
Kardiologe Moritz von Scheidt unterstreicht die Bedeutung der rechtzeitigen Erkennung von CHIP, insbesondere bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung. Frühzeitig entdeckt könnten Maßnahmen ergriffen werden, um einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorzubeugen.
Maßnahmen zur Risikoreduktion
Bei Betroffenen könnten gezielte Maßnahmen zur Risikoreduktion eingesetzt werden, wie Rauchstopp, Alkoholverzicht, vermehrte Bewegung oder anti-entzündliche Medikamente. Ein Screening in risikobehafteten Bevölkerungsgruppen, insbesondere bei älteren Patienten oder solchen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen, könnte eine effektive präventive Maßnahme darstellen.
Insgesamt zeigen die Forschungsergebnisse aus Spanien, dass CHIP einen bisher unbekannten Risikofaktor für Atherosklerose darstellt. Die Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Wege in der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu beschreiten.