Bundestagswahl 2021: Wirtschaftsexperte drängt auf Veränderungen
Inmitten der politischen Wirren und Unsicherheiten, die die Bundestagswahl 2021 begleiten, äußert sich der renommierte Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, besorgt über die dringende Notwendigkeit, ein deutliches Signal an die Wirtschaft zu senden. Laut Krämer besteht die drängende Herausforderung darin, die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland zu stoppen und das Vertrauen in die deutsche Politik wiederherzustellen. In einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur betonte er die Wichtigkeit eines klaren Signals für Veränderungen, um die Investitionen im Inland zu stärken und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu bewahren.
Bürokratieabbau als Schlüssel zur Stärkung der Wirtschaft
Krämer betonte die Bedeutung des Bürokratieabbaus als entscheidenden Schritt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Er schlägt vor, dass eine zukünftige Bundesregierung Maßnahmen ergreifen sollte, wie die Abschaffung des deutschen Lieferkettengesetzes oder die Reduzierung von Berichtspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit. Insbesondere das Lieferkettengesetz löst bei vielen Unternehmen große emotionale Bedenken aus und hindert sie daran, in Deutschland zu investieren. Krämer betonte, dass der Bürokratieabbau kein Geld kosten würde, sondern im Gegenteil viele Vorteile mit sich bringt und direkt umsetzbar ist.
Einigkeit bei Investitionen in die Infrastruktur als möglicher Ansatz
Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Krämer ansprach, war die Möglichkeit einer Einigung zwischen der Union und der SPD in Bezug auf Investitionen in die Infrastruktur. Er betonte, dass die erforderlichen Beträge für Infrastrukturmaßnahmen niedriger seien als für Verteidigungsausgaben und möglicherweise durch Umschichtungen finanziert werden könnten. Dies könnte durch Einsparungen beim Bürgergeld ermöglicht werden, sofern die SPD diesen Schritt unterstützt. Die Schaffung eines Sondervermögens für die Infrastruktur könnte auch von den Linken mitgetragen werden, betonte Krämer.
Schuldenbremse als zentrales Thema der Finanzierung
Ein zentraler Punkt, der laut Krämer die Finanzierung von Maßnahmen erschweren könnte, ist die Schuldenbremse. Er erklärte, dass die geplanten Mehrausgaben im Verteidigungsbereich so hoch seien, dass Einsparungen allein nicht ausreichen würden. Eine mögliche Lösung könnte sein, die Schuldenbremse aufgrund einer Notlage mit einfacher Mehrheit auszusetzen oder zu lockern. Sowohl die SPD als auch die Grünen befürworten eine Lockerung der Schuldenbremse, während die Linke offen für eine Reform ist, im Gegensatz zur AfD. Der Düsseldorfer Ökonom Jens Südekum betonte, dass die Linke grundsätzlich einer Reform der Schuldenbremse gegenüber aufgeschlossen sei.
Hoffnung auf eine langsame Erholung der Wirtschaft
Trotz der Herausforderungen und Unsicherheiten sieht Krämer eine langsame Erholung der deutschen Wirtschaft in Aussicht. Nach zwei Jahren Rezession verzeichnet die Industrie seit einiger Zeit wieder steigende Aufträge aus dem Ausland. Dies, zusammen mit gesunkenen Energiepreisen, gibt Anlass zur Hoffnung für die Wirtschaft. Dennoch leiden die Unternehmen unter verschlechterten Rahmenbedingungen im Vergleich zu früheren Jahren. Für das laufende Jahr erwartet Krämer daher nur ein geringes Wachstum von 0,2 Prozent.
Insgesamt zeigt sich der renommierte Wirtschaftsexperte Jörg Krämer besorgt über die aktuellen Herausforderungen, denen sich die deutsche Wirtschaft gegenübersieht. Er betont die dringende Notwendigkeit einer klaren und entschlossenen Handlung der zukünftigen Bundesregierung, um die Wirtschaft zu stärken und die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu bewahren.