Die Studentin, die ein Palästinensertuch trug, erschien nicht allein vor Gericht. Rund ein Jahr nachdem israelfeindliche Flyer vor dem Neuköllner Ernst-Abbe-Gymnasium verteilt wurden, stand die 20-jährige Jana N. am Montag vor dem Amtsgericht Tiergarten, um sich wegen Billigung von Straftaten zu verantworten. Es wurde auch über einen tätlichen Angriff auf Vollstreckungsbeamte im Zusammenhang mit einer propalästinensischen Versammlung verhandelt. Das Gericht verhängte 50 Stunden Freizeitarbeit über die junge Frau und ordnete an, dass sie einen Kurs zur Aufarbeitung von Übergriffen auf Menschen in Uniform absolvieren muss, gemäß dem Jugendstrafrecht.
Jana N. lächelte während des Prozesses in Richtung ihrer rund 20 Unterstützer im Saal. Sie erklärte, dass sie hinter den Aussagen auf den Flyern stehe. Zum Vorwurf des tätlichen Angriffs auf einen Polizisten zehn Tage später schwieg die Studentin. Laut Anklage soll sie den Beamten von hinten umklammert haben, als er versuchte, einen anderen Demonstranten festzunehmen. Die Flyer mit dem Titel „Palästina sprengt seine Ketten“ legitimierten nach Angaben der Anklage die Tötungen und Entführungen von Zivilisten durch die Hamas am 7. Oktober 2023 in Israel.
Zwei Tage vor der Flyer-Aktion gab es einen Vorfall in der Schule, der Aufsehen erregte. Ein 14-Jähriger brachte eine Palästina-Flagge mit zur Schule, was ein Lehrer verbieten wollte. Es kam zu Handgreiflichkeiten zwischen dem Lehrer, dem Schüler und einem weiteren Schüler. Die Staatsanwaltschaft forderte eine Jugendstrafe von 80 Stunden Freizeitarbeit, die im Jüdischen Krankenhaus abzuleisten sei, um einen Bezug zur Anklage herzustellen. Der Verteidiger betonte, dass Jana N. nicht antisemitisch sei und dass in den Flyern keine Bezugnahme auf Verbrechen gegen Zivilisten stattgefunden habe. Lediglich der Vorwurf des tätlichen Angriffs habe sich bestätigt. Der Anwalt beantragte 20 bis 30 Stunden Freizeitarbeit für seine Mandantin.
Zusätzlich zu den rechtlichen Aspekten des Falls ist es wichtig, die Bedeutung von Respekt und Toleranz in multikulturellen Gesellschaften zu betonen. Der Umgang mit kontroversen politischen Themen erfordert Sensibilität und Verständnis für unterschiedliche Perspektiven. Diskussionen und Debatten sollten auf respektvolle Weise geführt werden, um ein friedliches Zusammenleben zu fördern. Es ist entscheidend, dass junge Menschen über die Folgen ihrer Handlungen nachdenken und lernen, wie man Konflikte auf konstruktive Weise lösen kann, ohne dabei Gewalt anzuwenden. Nur durch Dialog und gegenseitigen Respekt kann eine inklusive und harmonische Gesellschaft aufgebaut werden.