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Holzmode: Die Entstehung und Bedeutung des neuen Trends

Berlin. Tencel, Ecovero, Lyocell – diese Begriffe sind mittlerweile in der Modewelt allgegenwärtig. Jogginghosen, Shirts oder Nachthemden aus diesen als ökologisch beworbenen Stoffen erobern zunehmend die Kleiderschränke. Doch was steckt wirklich hinter diesem neuen Trend? Ist es nur eine Marketingstrategie, oder sollten Verbraucher tatsächlich auf diese Materialien setzen?

Der Kauf von Kleidung ist in den letzten Jahren deutlich komplizierter geworden. Früher war die Wahl einfach: Lederschuhe, Wollpullover oder Polyester-Jogginghosen. Heutzutage hingegen bietet der Markt eine verwirrende Vielfalt an Materialien, die als umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlicher Baumwolle oder Polyester beworben werden. Doch wie viel Wahrheit steckt hinter diesen komplizierten Stoffnamen?

### Die Expertenmeinung: Benjamin Itter im Gespräch

Um Licht ins Dunkel zu bringen, lohnt sich ein Blick hinter die Kulissen der Textilindustrie. Einer, der den Überblick behält, ist Benjamin Itter. Vor zwanzig Jahren gründete er gemeinsam mit zwei Kollegen in Berlin Kreuzberg das Unternehmen Lebenskleidung. Seitdem handelt er mit Recyclingstoffen und ökologischen Naturfasern, die er an Öko-Modedesigner und kleinere Fair-Fashion-Modelabel verkauft. Auf den großen Modemessen in München, Berlin und London ist er stets auf der Suche nach nachhaltigen Stoffen.

Tencel ist hierbei der Markenname, Lyocell die allgemeine Bezeichnung für die Faser. Itter erklärt, dass hinter Begriffen wie Tencel und Ecovero ein und dieselbe Firma steht – die Lenzing-Gruppe aus Österreich. Diese hat die Stoffe entwickelt, benannt und als Marke geschützt. Doch auch auf den Etiketten anderer Hersteller kann man die Bezeichnung Lyocell finden. Hierbei handelt es sich um die generelle Bezeichnung für die Faser, die auch von Konkurrenten hergestellt werden kann.

### Der Ursprung: Holz als Rohstoff

Was alle diese Stoffe gemeinsam haben, ist ihr Ursprung: Holz. Durch ein chemisches Verfahren wird aus Holz Cellulose gewonnen, die dann zu den verschiedenen Fasern weiterverarbeitet wird. Itter vergleicht diesen Prozess mit einem Duschkopf, aus dem die Fasern herauskommen, die anschließend versponnen werden. Das Ergebnis ist eine stabilere und umweltfreundlichere Alternative zu herkömmlicher Viskose.

Im Vergleich zu reinen Chemiefasern wie Polyester oder Polyamid ist die Herstellung von Lyocell umweltfreundlicher. Es wird ein organisches Lösungsmittel namens N-Methylmorpholin-N-oxid (NMMO) verwendet, das gut recycelt werden kann. Die Lenzing-Gruppe hat dieses Verfahren für ihre Marke Tencel optimiert und führt das Lösungsmittel zu fast 100 Prozent im Kreislauf. Zudem stammt das Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, die den Standards FSC und PEFC entsprechen.

### Die Debatte: Holz vs. Baumwolle

Doch bleibt die Frage: Sind Stoffe aus Holz tatsächlich besser als Baumwolle oder andere Naturfasern in Ökoqualität? Itter betont, dass es darauf ankommt, wofür die Kleidung gedacht ist. Baumwolle hat bestimmte Eigenschaften wie Hautfreundlichkeit und Atmungsaktivität, die schwer zu übertreffen sind. Doch der Glanz und Fall von Viskose sind einzigartig. Es gilt also abzuwägen, welches Material für welchen Zweck am besten geeignet ist.

Neben Kleidung aus Holz gibt es auch andere nachhaltige Materialien wie Ananasleder, recycelte Wolle oder Polyester. Doch selbst mit diesen Alternativen ist die Textilproduktion in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Im Jahr 2023 wurden weltweit 116 Millionen Tonnen Fasern produziert, im Jahr darauf waren es bereits 124 Millionen Tonnen – ein Anstieg um sieben Prozent. Polyester machte dabei den größten Anteil aus.

Es bleibt also zu hoffen, dass Verbraucher bewusster mit ihrer Kleidung umgehen und diese länger tragen, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Die Vielfalt an nachhaltigen Materialien bietet jedoch eine vielversprechende Alternative für die Zukunft der Modeindustrie.