news-20092024-084238

Hochwasseralarm: Wasserstand von sechs Metern erwartet

Seit Tagen bereiten sich die Orte entlang des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder auf eine Verschärfung der Hochwasserlage vor. Bislang galt die niedrigste Alarmstufe entlang mehrerer Flussabschnitte bei Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt und Ratzdorf. Doch die Sorge vor der Oder-Flut ist groß. Die Lage soll sich bei steigenden Wasserständen Richtung Wochenmitte zuspitzen. Feuerwehren, Technisches Hilfswerk und andere Organisationen stehen für den Ernstfall bereit. Die Oder-Anrainer wollen mit den seit Tagen laufenden Vorkehrungen Überschwemmungen und große Hochwasser-Schäden verhindern. An der Elbe sinken die Pegelstände derweil langsam.

Die Vorbereitungen entlang der Oder

In Frankfurt (Oder) wurde am Donnerstagabend eine mobile Hochwasser-Schutzwand fertig montiert. Die Stadt hat für Anwohner eine Hotline eingerichtet, die nach ihren Angaben gut genutzt wird. „Viele Menschen sind sehr in Sorge“, sagte ein Sprecher. Zudem bietet Frankfurt dem polnischen Nachbarort Slubice Unterstützung an. Für die Stadt, die deutlich tiefer liegt als Frankfurt, könnte die Lage brisanter werden. Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief dazu auf, sich auf den Ernstfall vorzubereiten. „In einigen Bereichen der Oder kann in den nächsten Tagen die höchste Warnstufe 4 erreicht werden. Deshalb bleiben wir wachsam“, sagte er. Wann genau extremes Hochwasser zu erwarten ist, ist noch unklar.

In Frankfurt erwartet man eine ernste Lage

Bei Alarmstufe 4 geht es um Katastrophenabwehr. Es können größere Flächen überflutet werden – auch in bebauten Gebieten. Frankfurt erwartet in der ersten Wochenhälfte eine ernste Lage. Am Pegel Frankfurt (Oder) stiegen die Wasserstände kontinuierlich, sodass am Donnerstagnachmittag die Alarmstufe 1 ausgerufen wurde, wie das Landesamt für Umwelt mitteilte. Für die Pegel Ratzdorf und Eisenhüttenstadt gilt bereits seit Mittwoch die unterste Alarmstufe.

Deichsicherheit und Biberproblematik

Die Oder-Stadt Frankfurt rechnete am Wochenende vorerst nicht mit einer Zuspitzung der Situation. In der ersten Wochenhälfte werde dann aber die Alarmstufe 3 erwartet, sagte ein Sprecher. Richtwert dafür ist ein Wasserstand von 6 Metern. Es sei noch unklar, ob die Wasserstände mehrere Tage auf einem hohen Niveau blieben, sagte der Sprecher. Deiche, Schutzwände und Sandsäcke sollen große Wassermassen abhalten. Bewohner einer Asylbewerberunterkunft helfen in Frankfurt an der Oder bei einem freiwilligen Einsatz beim Befüllen von Sandsäcken. Am Pegel Ratzdorf, etwa 40 Kilometer südlich von Frankfurt (Oder), wird laut bisheriger Prognose des Landesumweltamtes am Montagabend mit dem Erreichen der Alarmstufe 3 gerechnet. Im Jahr 1997 hatte die Ortschaft Ratzdorf, wo Oder und Neiße zusammenfließen, eine Hochwasser-Katastrophe mit schweren Schäden erlebt. Seitdem wurde der Hochwasserschutz verbessert.

Vorbereitungen auf den Ernstfall

Vor Hochwasser sollen die vielen Deiche schützen, die in Brandenburg in den vergangenen Jahren vielerorts saniert und verstärkt wurden. Ab Alarmstufe 3 sind Deichwachen auf den Schutzanlagen unterwegs, um nach möglichen Schadstellen Ausschau zu halten. Eine Gefahr für die Deichsicherheit kann nach Ansicht des brandenburgischen Bauernpräsidenten von Bibern ausgehen. Deshalb gelte angesichts der Hochwasserlage eine Sonderregelung am Oderdeich zum Abschuss der geschützten Tiere, sagte Henrik Wendorff, der einen Landwirtschaftsbetrieb in Märkisch-Oderland hat, der Deutschen Presse-Agentur. Jäger dürfen demnach Biber, die sich im Deich eingegraben haben, schießen. „Katastrophenschutz geht vor Artenschutz“, sagte Wendorff. Biber suchen bei Hochwasser, das ihre Bauten bedroht, Schutz in den Deichen.

Aufräumarbeiten in Mittel- und Osteuropa

In den Hochwassergebieten von Polen über Tschechien bis nach Österreich haben mittlerweile die Aufräumarbeiten begonnen, doch die Lage entspannt sich nur langsam. Die Einsatzkräfte haben vielerorts noch mit den Wassermassen zu kämpfen. In Polen und Tschechien unterstützen auch Soldaten. Allerdings geben die Behörden noch keine Entwarnung. Bislang kamen in Mittel- und Osteuropa mehr als 20 Menschen ums Leben. Am Nachmittag wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Polen erwartet. Sie will sich einen Überblick über die Lage verschaffen. Nach Angaben der EU-Kommission erfolgt die Reise auf Einladung des polnischen Regierungschefs Donald Tusk. Zu dem Treffen werden auch der tschechische Regierungschef Petr Fiala, sein slowakischer Kollege Robert Fico und der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer erwartet. Bei den Gesprächen dürfte es auch um die Frage von Mitteln aus Brüssel für den Wiederaufbau gehen. Noch ist das Ausmaß der Schäden unklar. Länder wie Polen haben den Betroffenen bereits Unterstützung zugesagt. Österreich will die Mittel im Katastrophenfonds von 300 Millionen Euro auf 1 Milliarde Euro aufstocken. Das kündigte Kanzler Nehammer (ÖVP) an. Aus diesem Topf können Kommunen und Privatpersonen finanzielle Hilfe erhalten.

Wetterextreme in Italien

Während der Regen aus den Überschwemmungsgebieten abgezogen ist, hat Italien mit übermäßigen Niederschlägen zu kämpfen. Nach den Prognosen der Wetterdienste wird in mehreren Regionen wie der Toskana und der Emilia-Romagna im Norden heftiger Regen bis hin zu Wolkenbrüchen erwartet. In der Emilia-Romagna mit der Hauptstadt Bologna blieben am Donnerstag viele Schulen sicherheitshalber geschlossen. Zudem riefen die dortigen Behörden die Bevölkerung auf, besser zu Hause zu bleiben.