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Die aktuelle Hochwassersituation in Südpolen

Die Region Südpolen steht erneut vor einer ernsthaften Bedrohung durch Hochwasser, mehr als 25 Jahre nach der verheerenden Flut von 1997. Schwere Regenfälle haben vor allem die Woiwodschaften Dolny Śląsk (Niederschlesien) und Opolskie (Oppeln) stark betroffen. Polens Regierungschef Donald Tusk plant, den Katastrophenalarm auszulösen, um die Rettungsbemühungen zu koordinieren.

Am Sonntag brach ein Staudamm am Fluss Biała Lądecka in Stronie Śląskie, was zur Überflutung mehrerer Ortschaften in Kotlina Kłodzka (Glatzer Kessel) führte. Dramatische Bilder zeigten, wie die Wassermassen ganze Wohnhäuser in Stronie Śląskie mit sich rissen. Ein Einwohner, der Sportjournalist Sebastian Szczęsny, konnte es kaum glauben: „Ich traue meinen Augen nicht“, sagte er. Der Staudamm, der vor fast 120 Jahren von den Deutschen erbaut wurde, konnte der Flut von 1997 standhalten, doch diesmal brachen die Seitendämme.

Die gefährlichste Situation herrschte in der Kleinstadt Kłodzko (Glatz), wo zehn Straßen unter Wasser standen und das Stadtzentrum von 0,5 bis 1,5 Metern Wasser bedeckt war. Der Pegelstand der Glatzer Neiße, einem Nebenfluss der Oder, erreichte fast sieben Meter, während normalerweise nur etwa ein Meter üblich ist. Mehrere Ortschaften, darunter der Kurort Lądek Zdrój, waren von der Außenwelt abgeschnitten.

Rettungsmaßnahmen und Evakuierungen

In der benachbarten Woiwodschaft Oppeln verschärfte sich ebenfalls die Lage, besonders in der Stadt Nysa, wo mehrere Straßen überflutet wurden. Hunderte Feuerwehrleute beteiligten sich an den Rettungsaktionen, während der Bürgermeister Kordian Kolbiarz die Einwohner zur Evakuierung oder zum Umzug in höhere Stockwerke aufforderte. Sogar ein Krankenhaus wurde am Nachmittag überschwemmt, was die Situation noch kritischer machte.

Das Verteidigungsministerium schickte Hubschrauber nach Stronie Śląskie, um Evakuierungen aus der Luft durchzuführen. Gebirgsjäger waren ebenfalls mit Booten im Einsatz, um die Bewohner bedrohter Gebiete zu retten. Über 70.000 Haushalte waren ohne Strom, und die Wasserversorgung sowie Gaslieferungen brachen an vielen Orten zusammen. Der Schulunterricht musste in der kommenden Woche an vielen Orten ausfallen.

Die Reaktion der Regierung und die Aussichten für die Zukunft

Polens Regierungschef Donald Tusk informierte über den ersten bestätigten Todesfall durch Ertrinken im Bezirk Kłodzko, wobei das Opfer noch nicht gefunden werden konnte. Trotz der dringenden Appelle von Polizei und Feuerwehr zögerten viele Bewohner bis zuletzt, ihre Häuser zu verlassen, aus Sorge um ihr Eigentum.

Innenminister Tomasz Siemoniak versicherte, dass alle durch die Flut zerstörten Objekte wieder aufgebaut werden sollen. Finanzminister Andrzej Domański versprach eine schnelle finanzielle Unterstützung für die Betroffenen. Donald Tusk kündigte an, dass die Regierung eine Verordnung über die Auslösung des Katastrophenalarms erarbeiten werde, um die Bewältigung der Folgen des Hochwassers zu erleichtern.