Petition gegen Humboldt-Forum-Fassade in Berlin: Hintergründe und Ziele
Kulturschaffende haben eine Petition im Bundestag gestartet, um gegen die rekonstruierte Schlossfassade des Berliner Humboldt Forums zu protestieren. Die Initiatoren, darunter Journalisten, Historiker und Architekten, fordern eine Neugestaltung des Umgangs mit dem Gebäude, um die Geschichte des Ortes angemessen zu reflektieren. Die Petition drängt den Bundestag dazu, die einseitige Preußenverherrlichung zu beenden und die ausgelöschten Spuren der Vergangenheit wieder sichtbar zu machen.
Die Petition wurde im April erstellt und kürzlich zugelassen. Bis zum 7. November haben bereits 192 Personen unterzeichnet, wobei das erforderliche Quorum bei 50.000 Unterzeichnern liegt. Die Diskussion über den Wiederaufbau historischer Gebäude, wie die Barock-Fassade des Humboldt-Forums, wirft die Frage auf, ob dies zur Verschönerung von Städten beiträgt. Architekturkritiker betonen die Bedeutung, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren, anstatt vergangene Zeiten zu idealisieren.
Die Initiative „Schlossaneignung“ kritisiert die rekonstruierte Fassade als eine idealisierte Erinnerung an eine imperialistische Monarchie, die die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts auslöscht. Zudem fordert sie eine umfassende Aufklärung über Spenden aus umstrittenen Quellen, die den Bau des Humboldt-Forums finanziert haben. Die Stiftung Humboldt-Forum verteidigt sich gegen die Kritik und betont, dass die Geschichte des Ortes in verschiedenen Kunstwerken im Gebäude reflektiert werde.
Die Möglichkeit, Petitionen zu starten, soll Bürgerinnen und Bürgern mehr Teilhabe am politischen Prozess ermöglichen. Bei öffentlichen Petitionen müssen innerhalb von vier Wochen 50.000 Unterschriften gesammelt werden, um eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss zu erhalten. Jeder, unabhängig von Wohnsitz und Staatsangehörigkeit, kann eine Petition einreichen, solange das Anliegen verständlich formuliert ist. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 11.410 Petitionen eingereicht, wobei Petitionen mit vielen Unterstützern die Diskussionen im Bundestag anstoßen können.
Insgesamt zeigt die Debatte um die Humboldt-Forum-Fassade in Berlin die kontroversen Ansichten über den Umgang mit historischen Gebäuden und die Darstellung von Geschichte in der Architektur. Die Petition im Bundestag verdeutlicht den Wunsch vieler Kulturschaffender nach einer differenzierten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und einem neuen Blick auf die Gestaltung öffentlicher Räume.