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Spannender Fußball für Erwachsene – Analyse des Sieges von Union in Frankfurt

Am Ende einer denkwürdigen Schlussphase feiert der 1. FC Union Berlin einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf. In Frankfurt schlägt Union einen schwachen Gegner dramatisch. Fans und Mannschaft sind versöhnt. Von Till Oppermann

„Wir sind nicht im Kindergarten“, hatte Steffen Baumgart unter der Woche gesagt. Unions Auswärtssieg in Frankfurt bot eine Erklärung, was der Köpenicker Trainer damit gemeint haben könnte. Spiele mit Union-Beteiligung sind in dieser Saison mindestens FSK6: für Kinder viel zu spannend. Selbst der lebenserfahrene Baumgart kam in der wilden Schlussphase an seine Belastungsgrenze. Schon als das vermeintliche 3:1 seiner Mannschaft wegen eines Handspiels in der Entstehung vom VAR einkassiert wurde, lief sein Kopf vor Wut rot an. Als Schiedsrichter Frank Willenborg dann in der 95. Minute auf Handelfmeter für Frankfurt entschied, verlor er vollends die Nerven. Heftige Proteste brachten ihm eine Gelbe Karte ein. „Eine Erziehungsmaßnahme des DFB“, polterte er später. „Das war für mich völlig schwachsinnig.“

### Fußball-Bundesliga – Dank starker zweiter Halbzeit: Union gewinnt in Frankfurt

Nach drei Niederlagen in Folge hat Union Berlin bei Eintracht Frankfurt überraschend einen Auswärtssieg erreicht. Vor allem die zweite Halbzeit dürfte den Köpenickern dabei Mut machen. Und Elfmeter-Killer Frederik Rönnow.

Ein Sieg, mit dem niemand gerechnet hat
Das nächste Spiel gegen den FC Bayern wird Baumgart nun wegen einer Gelbsperre verpassen. Aber ans nächste Spiel wollte am Sonntag bei Union erstmal noch niemand denken. Zu groß war die Erleichterung über den ersten Sieg seit einem Monat. Zu emotional war die Schlussphase in Frankfurt. „Jeder weiß, wie der Abstiegskampf laufen kann“, sagte Kapitän Christopher Trimmel. Nachdem die Konkurrenz aus Bochum, St. Pauli und Kiel am Samstag gepunktet hatte, stand Union unter Druck. Die drei Punkte gegen den Champions League-Aspiranten Frankfurt verschaffen Luft im Tabellenkeller. „Mit dem Sieg haben sicher die wenigsten gerechnet“, frohlockte Baumgart. Wohl nicht mal er selbst. Schließlich hatte er seine Mannschaft von Beginn an sehr defensiv aufgestellt. Unions 5-3-2-System wurde gegen den Ball sogar zu einem 5-4-1, weil sich Angreifer Tim Skarke in die Mittelfeldreihe fallen ließ.

### Union holt Frankfurt auf sein Niveau
Auch deshalb war das fußballerische Niveau der Partie gegen die Eintracht eher dürftig. Ohne die beeindruckende Kulisse im Waldstadion mit seinen 58.000 Zuschauern hätte man das Spiel in den ersten 45 Minuten kaum von einem durchschnittlichen Regionalligakick unterscheiden können. Phasenweise befand sich der Ball mehr in der Luft als auf dem Boden. Auch wenn die Fankurven anderes behaupteten, regierte in Frankfurt weder „die SGE“, noch „der FCU“, sondern der Zufall. Dazu passte auch Frankfurts Führungstreffer. Einen schlechten Distanzschuss von Rasmus Kristensen blockte Unions Leopold Querfeld unglücklich vor die Füße von Michy Batshuayi. Dass Frankfurt das Spiel in den Minuten danach nicht schnell entschied, lag weniger an Unions Widerstand als an den Problemen der Gastgeber.

Dino Toppmöllers Team kontrollierte den Ballbesitz, aber kam zu selten gefährlich vors Tor. Man habe im letzten Drittel zu unsauber gespielt, analysierte Frankfurt-Boss Markus Krösche. „Wir müssen lernen, dass wir die Tür zu machen, wenn wir so überlegen sind“, fügte er an. Dass Union vor dem Pausenpfiff in drei Situationen bis zur Grundlinie durchkam, aber jeweils in der Mitte keinen Stürmer fand, war eine Vorahnung auf die zweite Halbzeit.

### Union zwängt Frankfurt sein Spiel auf
Zwar zeigten die Köpenicker auch nach dem Seitenwechsel keinerlei Ambitionen, die Spielkontrolle zu übernehmen. Dafür gelang es der Mannschaft, im Pressing deutlich kompakter nach vorne zu schieben. Die Folge waren einige Ballgewinne tief in der Frankfurter Hälfte, die wiederum zu Standards führten. Nach einer Ecke von Trimmel köpfte Querfeld in der 62. Minute den Ausgleich. Union war wieder da und die Frankfurter brachten trotz der Einwechslungen von Stars wie Mario Götze und Hugo Etikite nicht genug Kraft auf, um dagegen zu halten.

Das größte Lob kam von Krösche: „Wir lassen uns auf das Spiel von denen ein“, sagte er genervt. Immer wieder kamen die Eisernen durch direkte Pässe in die Tiefe zu Chancen. Insbesondere die eingewechselten Schäfer, Yeong und Hollerbach suchten den Raum hinter der Abwehr und drängten bei jeder Gelegenheit Richtung Frankfurter Tor. Symptomatisch für große Teile der zweiten Halbzeit war Yeongs Siegtreffer in der 78. Spielminute. Der Koreaner dribbelte über das halbe Feld, verlud erst den passiven Larsson und dann den überhasteten Kristensen, bevor er überlegt ins lange Eck schob. „Es war einfach geil“, brach es nach dem Spiel aus ihm heraus. „Im Training probiere ich oft, Eins-gegen-Eins zu gehen“.

Positive Emotionen für schwere Wochen
Kurz nach Yeongs Tor überschlugen sich dann in der Schlussphase die Ereignisse. Pure Ekstase, Wut, Angst und dann wieder Ekstase waren die Gefühle, die alle Rot-Weißen in kürzester Zeit fühlten. Dass Union diesmal dank der Elfmeter-Parade von Rönnow gegen Ekitiké nicht mehr länger über den Schiedsrichter diskutieren muss, wird Fans und Mannschaft gut tun. Nachdem die Spieler vor einer Woche gegen Kiel noch mit eisigem Schweigen verabschiedet wurden, sang der Gästeanhang am Sonntag noch lange nach dem Spiel. „Freude ist also da, aber ich übertreibe es heute nicht“, sagte Trimmel. Damit ist er gut beraten. Bisher fehlte der Mannschaft in dieser Saison die Konstanz. Immerhin können die Unioner in den kommenden Wochen mit schweren Gegnern von schönen Emotionen zehren.

Sendung: rbb24, 09.03.2025, 22 Uhr.