Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von den westlichen Verbündeten Nato-Schutz für die von Kiew kontrollierten Teile des Landes gefordert. Er signalisierte auch Bereitschaft, mit der Rückerlangung der russisch besetzten Gebiete zu warten. Selenskyj sagte im britischen Fernsehsender „Sky News“, dass die Ukraine schnell unter einen Nato-Schutzschirm gestellt werden sollte. Er fügte hinzu, dass die Ukraine dann diplomatisch die übrigen Teile ihres Territoriums zurückgewinnen könne.
Die Äußerungen von Selenskyj kommen zu einer Zeit, in der der seit fast drei Jahren andauernde russische Krieg in der Ukraine eskaliert. Russland feuerte in der Nacht zum Freitag laut ukrainischen Angaben mehr als 130 Drohnen auf die Ukraine ab. In der Nacht zum Donnerstag löste Russland mit massiven Luftangriffen auf die Ukraine landesweiten Raketenalarm aus und verursachte Stromausfälle mit mehr als einer Million Betroffenen tief im Westen des Landes. Kremlchef Wladimir Putin drohte zudem mit dem Einsatz einer neuartigen Mittelstreckenrakete gegen die ukrainische Hauptstadt Kiew.
Beide Seiten versuchen, noch vor der Amtsübernahme von Donald Trump im Weißen Haus die Oberhand in dem Konflikt zu gewinnen. Der zukünftige US-Präsident hatte angekündigt, den Krieg schnell beenden zu wollen und sprach sich gegen die Unterstützung der Ukraine aus. Derzeit sind die USA der wichtigste Verbündete des Landes. Der scheidende US-Präsident Joe Biden erlaubte Kiew vor Kurzem, Russland mit ATACMS-Raketen aus den USA anzugreifen.
Russland hält rund 18 Prozent des ukrainischen Territoriums besetzt. Die Ukraine hat es abgelehnt, Teile ihres Gebietes im Austausch für einen Waffenstillstand aufzugeben. Die russische Armee verzeichnet regelmäßig Geländegewinne im Osten des Landes. Kiew strebt eine Nato-Mitgliedschaft an, wobei Selenskyj betonte, dass diese für die gesamte Ukraine gelten müsse. Seine Verwendung des Begriffs „Nato-Schutzschirm“ könnte eine Änderung dieser Forderung bedeuten. Er betonte, dass die Ukraine Garantien benötige, um sicherzustellen, dass Putin nicht erneut angreife.
Der Kreml-Chef hatte zuvor erklärt, dass ein Abstand der Ukraine von dem Ziel der Nato-Mitgliedschaft eine Voraussetzung für ein Ende der Angriffe sei. Es bleibt abzuwarten, wie die internationalen Partner auf Selenskyjs Forderung nach Nato-Schutz für die Ukraine reagieren werden und welche Entwicklungen in dem langanhaltenden Konflikt folgen werden.