news-22092024-144211

Berlin. Der Prozess mit Christiane Paul im Gorki Theater präsentiert eine unkonventionelle Interpretation des Kafka-Romans und ist ein bedeutender Beitrag zum Kafka-Jahr. Regisseur Oliver Frljic führt das Publikum in eine Welt des Justizirrsinns, die mit Tanz, Ironie und einer frischen Sichtweise aufwartet.

Die Bühne, kahl und grau, spiegelt die düstere Atmosphäre von Kafka wider. Eine Statue von Justitia mit verbundenen Augen und Waage steht am Bühnenrand, während die Schauspieler in einem uniformen Massenlook auftreten. Nur K, gespielt von Edgar Eckert, ragt als Individuum heraus, als er sich gegen sein Urteil auflehnt und letztendlich dem System unterwirft.

Die Inszenierung enthüllt die Allmacht des Justizsystems durch starke Bilder und Choreografien. Von unterwürfigen Gerichtsschreibern bis hin zu peinlichen Verhörfoltern, die zu einer federleichten Choreographie verfremdet werden, wird die Absurdität des Systems deutlich.

Ein Höhepunkt der Aufführung ist die Einbindung von Christiane Paul in das Ensemble. Obwohl sie nicht die Hauptrolle spielt, zeigt sie ihr Talent durch die Darstellung verschiedener Charaktere mit großer Spielfreude und unerwarteter Körperlichkeit. Ihr Auftritt im Gorki Theater ist ein Statement und ein Gewinn für das Haus.

Das Stück, das radikal modern und aktuell ist, fordert das Publikum auf, die Absurdität der Justiz zu hinterfragen und sich mit dem Thema des individuellen versus kollektiven Widerstands auseinanderzusetzen. Die Aufführung bietet eine erfrischende Neuinterpretation des Kafka-Romans und zeigt die Vielseitigkeit von Christiane Paul als Schauspielerin.