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Wenn Erwachsene sich schon fragen, wie schwer es ist zu begreifen, wie können dann kleine Kinder verstehen, was der Tod bedeutet und dass Menschen einfach weg sein können? Eine Vielzahl von Büchern zum Vorlesen für Kleinkinder ab zwei bis drei Jahren versucht, dieses schwierige Thema anzusprechen. Zum Beispiel „Mama, gibt’s im Himmel Dinos?“ von Kai Renners (empfohlen ab drei Jahren und im Schulalter zum Selberlesen). In der Geschichte fragt Mattis, warum seine Mutter so traurig ist, nachdem sein Opa gestorben ist. Er hinterfragt die Erklärung, dass Opa im Himmel sei. Ist er wie ein Schmetterling hochgeflogen? Opa mochte doch keine Schmetterlinge! Wie langweilig muss es im Himmel sein, ohne seinen Enkel. Aber dann entdeckt Mattis eine Wolke, die wie ein Dinosaurier aussieht – und er realisiert, dass alle Lebewesen, die nicht mehr da sind, im Himmel sind, also sind auch die Dinosaurier bei Opa oben. Mattis ist plötzlich begeistert, und obwohl der Tod traurig bleibt, erfährt die Geschichte eine positive Wendung.

Die Autoren von Büchern für trauernde Kinder schaffen einen besonderen Platz für die Verstorbenen und Bezugspunkte zum Erinnern – etwa bei jedem Gewitter. Das ist wichtig, sagt Psychologe und Trauerbegleiter Roland Kachler. Kinder wollen oft eine innere Beziehung zum Verstorbenen haben. Schöne Geschichten und nicht die harte Realität des Sterbens zu erzählen, sei dabei unproblematisch. Kinder leben in symbolischen Welten, und es ist wichtig, dass wir diese Bilder offen halten für spätere Veränderungen.

Das Buch „Opa wohnt jetzt woanders“ von Susanne Bohne (ab vier Jahren) zeigt, wie das Mäusekind Emil mit den Gefühlen umgeht, die sich nach dem Tod seines Opas auftun. Erst ist er trotzig, dann wütend und traurig, aber am Ende realisiert er, dass Opa für immer in seinem Herzen wohnen wird. Die Autorin möchte den Kindern zeigen, dass Trauer ein vielschichtiger Prozess ist, bei dem viele unterschiedliche Gefühle auftreten können. Die Wahl eines Tierkinds als Hauptfigur hilft den Kindern, schwere Themen wie den Tod besser zu verarbeiten.

Geschichten von starkem Kinder-Vermissen vorlesen, lustige Gedankenspiele von Party feiernden und auf Dinosauriern reitenden Angehörigen anstrengen? Für manche Erwachsene mag das in ihrer eigenen Trauer schwierig sein. Psychologe Kachler betont jedoch, dass diese Kinderbilderbücher oft auch für die Eltern wichtig sind, um Worte zu finden, wenn sie selbst sprachlos sind – vorausgesetzt, die Eltern sind bereit, diese Bücher vorzulesen.