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Die vergreisende Bevölkerungsstruktur in Prenzlauer Berg und die damit verbundene unvermeidbare Veränderung des Stadtteils stehen im Mittelpunkt einer jüngsten Diskussion. In den lebendigen Straßen des Pankower Ortsteils, die einst von spielenden Kindern und Eltern mit Kinderwägen geprägt waren, zeichnet sich ein Wandel ab. Die Zahl der Kinder unter einem Jahr ist seit 2015 rückläufig, Kita-Plätze bleiben leer und Kita-Betreiber berichten von drastischen Veränderungen. Andrej Holm, Stadtsoziologe der Humboldt-Universität Berlin, beleuchtet diese Entwicklung, ihre möglichen Konsequenzen und potenzielle Gegenmaßnahmen.

## Die Vergreisung von Prenzlauer Berg: Eine unausweichliche Entwicklung?

Holm betont, dass die Altersstruktur in Prenzlauer Berg seit der Jahrtausendwende einen markanten Wandel durchläuft. Die einst homogene Gruppe junger Erwachsener in der Familiengründungsphase altert kollektiv, da sie nur selten den Stadtteil verlassen. Diese Entwicklung erinnert an vergangene Epochen in Ostberliner Plattenbausiedlungen, in denen ganze Generationen gemeinsam älter wurden. Holm warnt vor einer drohenden Sklerotisierung und Vergreisung des Stadtteils, die künftig die gesamte Infrastruktur beeinflussen könnte.

## Warum bleiben die Menschen in Prenzlauer Berg?

Die Gründe für die geringe Mobilität der Bewohner sind vielschichtig. Einerseits handelt es sich um attraktiv aufgewertete Wohngebiete, andererseits um die allgemeine Teuerung in Berlin seit 2010. Holm erklärt, dass die steigenden Mieten die Umzugsbereitschaft einschränken, da ein Umzug mit höheren Kosten verbunden ist. Einige Bewohner profitieren noch von alten Mietverträgen, die einst durch Förderprogramme oder Stadterneuerung begünstigt wurden.

## Gentrifizierung in Prenzlauer Berg und Ostberlin: Eine zweite Welle rollt

Holm beschreibt eine zweite Welle von Modernisierung und Verdrängung in Prenzlauer Berg und anderen Ostberliner Sanierungsgebieten. Die vor Jahrzehnten sanierten Gebäude erleben erneut Umgestaltungen, die auch die einstigen Bewohner betreffen. Das Bündnis Pankow gegen Verdrängung setzt sich gegen diese Effekte ein und fordert Maßnahmen zur Erhaltung bezahlbaren Wohnraums.

Andrej Holm, der als Stadtsoziologe an der Humboldt-Universität Berlin tätig ist, betont die Bedeutung gezielter Maßnahmen zur Bekämpfung der Vergreisung von Stadtteilen. Ein Mietendeckel für Neuvermietungsmieten könnte Anreize schaffen, um den Lock-In-Effekt zu durchbrechen und die Mobilität der Bewohner zu erhöhen. Trotz der Vorteile eines solchen Deckels fehlt es jedoch an politischer Unterstützung, da die Debatte über den Neubau von Wohnungen dominiert.

In Berlin und Deutschland sind die Neubauziele weit von einer Lösung der Wohnungskrise entfernt. Die aktuellen Neubauten konzentrieren sich auf teure Wohnungen, die die Mieten nicht senken, sondern das Problem verstärken. Holm plädiert für prioritäre Investitionen in öffentlichen Wohnbau und gezielten Neubau, um eine soziale Wohnversorgung sicherzustellen. Er warnt davor, dass Berlin sich in Richtung von Metropolen wie Paris oder London entwickeln könnte, wo hohe Mieten zu langen Pendelwegen für Arbeitnehmer führen.

Die Diskussion um die Zukunft von Prenzlauer Berg und anderen von Vergreisung bedrohten Stadtteilen zeigt die Dringlichkeit von Maßnahmen, um bezahlbaren Wohnraum zu erhalten und die soziale Vielfalt der Stadt zu bewahren. Trotz politischer Hürden und fehlender Mehrheiten bleibt die Frage nach nachhaltigen Lösungen für die Wohnungsproblematik in Berlin aktuell und komplex.