Hochwasser in Deutschland: Tote, Evakuierungen und neuer Dauerregen
Berlin. Teile Österreichs sind Katastrophengebiet, auch in Polen und Tschechien spitzt sich die Lage zu. Die Hochwasser-Lage im Blog.
In Österreich, Tschechien und Polen bereiten sich die Menschen auf massives Hochwasser vor. Auch für Deutschland warnen Experten vor Überschwemmungen – betroffen sind vor allem Gebiete in Süd- und Ostdeutschland. Die Abriss- und Räumungsarbeiten an der zum Teil eingestürzten Dresdner Carolabrücke wurden derweil abgeschlossen.
Wir halten Sie hier im Blog über die aktuelle Unwetter-Lage auf dem Laufenden.
Hochwasser aktuell – die News vom 15. September: Abrissarbeiten an der teilweise eingestürzten Carolabrücke in Dresden beendet 9.07 Uhr: In Dresden sind die Abrissarbeiten an der teilweise eingestürzten Carolabrücke schneller als geplant beendet worden. Die Einsatzkräfte hatten wegen der drohenden Hochwassergefahr mit Hochdruck an der Räumung des Ufers gearbeitet. Der bereits am Mittwoch in die Elbe gestürzte Teil der Brücke bleibt zunächst an Ort und Stelle, hat jedoch nach derzeitiger Einschätzung keinen größeren Einfluss auf den Pegelstand. Wichtig für das Hochwasser sei laut Dresdner Umweltamt vor allem der freigeräumte Uferbereich, um der Strömung eine Ausweichmöglichkeit um die noch im Wasser liegenden Brückenteile zu ermöglichen.
Die teilweise eingestürzte Carolabrücke in Dresden. © DPA Images | Robert Michael
In Dresden laufen nun die Vorbereitungen auf das nahende Hochwasser. Wie Feuerwehrsprecher Michael Klahre am Morgen bestätigte, sind die zum Abriss benötigten Maschinen bereits aus dem Uferbereich herausgefahren worden. Weitere Maßnahmen würden im Laufe des Vormittags besprochen werden, sobald der Hochwasserstab zusammengetreten sei.
Der aktuelle Pegelstand der Elbe in Dresden hat gemäß den Erwartungen des Landeshochwasserzentrums am Morgen die 4-Meter-Marke überschritten. Diese liegt etwa 2 Meter über dem Normalstand. Damit ist die Alarmstufe 1 erreicht. Es seien laut Klahre aktuell jedoch keine weiteren Maßnahmen geplant, man beobachte vorerst die Entwicklung der Lage.
Ganz Niederösterreich ist nun Katastrophengebiet 8.22 Uhr: In Österreich ist das gesamte Bundesland Niederösterreich zum Katastrophengebiet erklärt worden. „In den nächsten Stunden werden bis zu 50 Millimeter weitere Niederschläge prognostiziert“, zitierte die österreichische Nachrichtenagentur APA den stellvertretenden Landeshauptmann Stephan Pernkopf (ÖVP) am Sonntagmorgen. Wegen der anhaltenden Regenfälle „kommt es jetzt schon und wird es weiter zu massiven Überflutungen im ganzen Land kommen“, fügte Pernkopf hinzu. Niederösterreich ist die am stärksten von den derzeitigen Unwettern betroffene Region Österreichs. In der Nacht gab es dort fast 4500 Feuerwehreinsätze, zum Teil kam es zu Evakuierungen. Laut APA waren zahlreiche Ortschaften auf dem Landweg nicht mehr erreichbar.
Der Laabenbach im österreichischen Neulengbach ist durch die anhaltenden Regenfälle zu einem breiten und reißenden Fluss angeschwollen. © DPA Images | Helmut Fohringer
Wiener U-Bahnen und österreichische Bundesbahn stellen Verkehr teilweise ein 7.56 Uhr: In einigen Gemeinden in Niederösterreich nördlich von Wien musste die Feuerwehr in der Nacht eingeschlossene Menschen aus ihren Häusern retten. Eine Person geriet mit ihrem Auto in die Wassermassen der über die Ufer getretenen Pielach westlich von Wien und musste gerettet werden. Die Feuerwehr ist teils mit Schlauchbooten unterwegs.
Menschen in flussnahen Straßen wurden in mehreren Gemeinden aufgefordert, ihr Häuser zu verlassen. Die Erklärung des Bundeslandes zum Katastrophengebiet gibt Behörden erweiterte Befugnisse, etwa, um Evakuierungen anzuordnen. In Wien wurde der Betrieb auf zwei U-Bahn-Linien vorsichtshalber teilweise eingestellt. Auch die österreichischen Bahnen ÖBB stellten den Zugverkehr an der rund 25 Kilometer langen Strecke Strecke zwischen Amstetten und St. Valentin ein, die etwa fünf Kilometer südlich entlang der Donau führt. Über sie fahren auch Züge zwischen Wien Wien und Deutschland. Zwischen den Orten verkehren stattdessen Busse.
Tausende Menschen in Tschechien evakuiert – Dorf von der Außenwelt abgeschnitten 7.34 Uhr: In Tschechien ist aktuell besonders das Grenzgebiet zu Polen im Osten des Landes betroffen. Der Bürgermeister der Grenzstadt Český Těšín ordnete die Evakuierung von mehreren Tausend Einwohnern aus dem Stadtzentrum an. Die Olsa, ein Nebenfluss der Oder, droht dort über die Ufer zu treten. Bereits zuvor hatten in Opava am gleichnamigen Fluss Tausende Menschen wegen akuter Überflutungsgefahr ihre Wohnungen verlassen müssen. Betroffen war unter anderem die größte Plattenbausiedlung der Stadt. Auch in Krnov und anderen Städten mussten Menschen in Sicherheit gebracht werden. Im Altvatergebirge wurde die Gemeinde Česká Ves durch die Wassermassen der Bela von der Außenwelt abgeschnitten. Ein Nachlassen der Regenfälle war den Vorhersagen zufolge frühestens am Montag in Sicht.
Im tschechischen Mikulovice rauscht der vom Hochwasser aufgewühlte Fluss Bela an Häusern vorbei. © DPA Images | Petr David Josek
Im Südwesten Tschechiens lief die Talsperre Husinec im Böhmerwaldvorland wegen des Hochwassers über. Die darunter liegenden Gemeinden entlang der Blanice konnten indes frühzeitig gewarnt werden. An Moldau und Elbe stellte sich die Lage deutlich entspannter dar als zunächst befürchtet. Am Pegel in Ústí nad Labem wurde die zweite Hochwasser-Alarmstufe erreicht. Am Pegel Prag-Vyton lag der Stand der Moldau am Sonntagmorgen rund 2,17 Meter über dem Nullpegel.
Dauerregen in Bayern und Sachsen hält an 5.09 Uhr: In Teilen von Bayern und Sachsen ist heute erneut mit Dauerregen zu rechnen. Das teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am frühen Morgen nach aktuellen Prognosen mit. Ab dem Nachmittag ist demnach von den Alpen über das Vorland bis nach Niederbayern mit aufkommendem und unwetterartigem Dauerregen zu rechnen. Bis in den Dienstag hinein können dort gebietsweise 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter innerhalb von knapp 48 Stunden fallen. Am östlichen Alpenrand sind 60 bis 90 Liter pro Quadratmeter im selben Zeitraum möglich. In Sachsen ist laut DWD ab Sonntagmittag bis zum Montagnachmittag wieder mit Dauerregen zu rechnen. Vom Erzgebirge bis in die Oberlausitz können demnach Regenmengen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden fallen. In Staulagen im Osterzgebirge seien eng begrenzt auch Mengen von bis zu 60 Liter pro Quadratmeter möglich.
Staudamm in Polen läuft über – Siedlungen evakuiert 1.13 Uhr: Nach starken Regenfällen ist im Südwesten Polens ein Staudamm übergelaufen. „Der Damm in Miedzygorze läuft über. Obwohl Wasser abgelassen wurde, hat er seinen Höchststand erreicht! Der Wasserzulauf ist riesig“, schrieb die niederschlesische Gemeinde Bystryca Klodzka auf X. Die Situation sei kritisch, die Bewohner der tiefer gelegenen Dörfer würden evakuiert, teilte die Regionale Wasserwirtschaftsbehörde in Breslau (Wroclaw) mit.
Der Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Damm am Wilczka-Bach in Miedzygorze liegt im Glatzer Schneegebirge an Polens Grenze zu Tschechien. Der Staudamm ist 29 Meter hoch, das Hochwasserschutzbecken kann fast eine Million Kubikmeter Wasser fassen. Bereits während des Hochwassers von 1997 reichte dies nicht aus – auch damals trat das Wasser über den Damm.
Weitere Gemeinden in Österreich zu Katastrophengebiet erklärt 0.31 Uhr: In den Hochwassergebieten Österreichs richten sich offiziellen Angaben zufolge fast 5.000 Feuerwehrleute auf „eine schwere Nacht“ ein. Die Pegel mehrerer Flüsse vor allem in Niederösterreich nordwestlich von Wien sind rasant gestiegen. Inzwischen sind 42 Gemeinden zum Katastrophengebiet erklärt worden – am frühen Abend waren es noch 24. Prekär war die Lage vor allem an den Flüssen Kamp und Kremps, die in die Donau fließen. „Flächige Niederschläge in ganz Niederösterreich, verstärkt im Waldviertel, führen zu angespannten Lagen“, sagte der stellvertretende Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Niederösterreich, Stephan Pernkopf. Der Kamp liegt im Waldviertel nordwestlich von Wien.
An der Krems zwischen Rehberg und Lerchenfeld löste der Zivilschutz für Wohngegenden, die an den Fluss grenzen, Alarm aus. Anwohner wurden aufgefordert, ihre Autos in höher gelegene Bereiche zu bringen sowie Kellerräume und tief gelegene Geschosse zu sichern.
Viele Menschen in Tschechien müssen in Sicherheit gebracht werden 21.30 Uhr: In Tschechien in der östlichen Verwaltungsregion Mährisch-Schlesien müssen nach Einschätzung der Behörden Hunderte, wenn nicht sogar Tausende Menschen aus ihren Häusern in Sicherheit gebracht werden. Dort und in der Region um Olomouc (Olmütz) wurde eine Gefahrenlage ausgerufen. Selbst kleine Bäche verwandelten sich in reißende Ströme. Mancherorts mussten Menschen mit Booten in Sicherheit gebracht werden. Bilder zeigten überflutete Straßen mit schwimmenden Autos. Die Armee stand bereit, um zu helfen.
Feuerwehrleute sind wegen des Hochwassers in der tschechischen Region Liberec im Einsatz. © dpa | Petr·öek Radek
Die News vom 14. September: Hochwasserlage in Österreich spitzt sich zu 20.32 Uhr: In den Hochwassergebieten in Österreich spitzt sich die Lage bei anhaltendem Regen weiter zu. Das sagte Bundeskanzler Karl Nehammer am Samstagabend dem Sender ORF. Die Armee stehe bereit, Unterstützung zu leisten. 24 Gemeinden wurden wegen Überschwemmungsgefahr zum Katastrophengebiet erklärt. Besonders prekär ist die Lage in der Region Waldviertel in Niederösterreich nördlich von Wien. Dort führte der Kamp, einem Zufluss der Donau, schon massives Hochwasser. Der stellvertretende Landeshauptmann (Ministerpräsident) von Niederösterreich, Stephan Pernkopf, sprach von der „Größenordnung eines hundertjährlichen Hochwasserereignisses“. Gemeint ist, dass solche Zustände im langjährigen Durchschnitt nur alle 100 Jahre einmal vorkommen. Vielerorts helfen Feuerwehr und Rotes Kreuz dabei, besonders gefährdete Gebäude zu räumen und Menschen in Sicherheit zu bringen. Auch in der Nacht werden weiter Niederschläge erwartet. Der Stausee Ottenstein am Kamp droht überzulaufen. Dort waren seit Montag Wassermassen abgelassen worden, um die Kapazität für das erwartete Regenwasser zu erhöhen. Das Limit dürfte am Sonntag aber erreicht werden, hieß es von den Einsatzkräften. Erst im Laufe des Sonntags rechnen die Meteorologen mit einer leichten Besserung des Wetters. Woidke warnt vor Hochwasser – Kritische Lage möglich 18.14 Uhr: Wegen der starken Regenfälle in Deutschlands östlichen Nachbarländern wappnet sich Brandenburg vor möglichen Überschwemmungen. „Wir bereiten uns landesweit auf eine kritische Lage vor. Dazu gehört, dass Einsatzkräfte informiert und vorbereitet sowie Schwachstellen an den betroffenen Flussabschnitten gesichert werden“, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in Guben. Das Landesamt für Umwelt hatte am Donnerstag eine erste Hochwasserwarnung für die Lausitzer Neiße, Oder und Elbe herausgegeben. Die aktuell prognostizierten Niederschlagshöhen in Tschechien und Polen seien mit denen vor dem Hochwasser im Sommer 2010 an der Oder vergleichbar und könnten zu entsprechend hohen Wasserständen führen, hieß es in einer Mitteilung des Umweltministeriums. Damals waren nach tagelangen Regenfällen und heftigen Gewittern im Mai und Anfang Juni 2010 weite Teile des östlichen Mitteleuropas von Hochwasser betroffen. Polen – Oppeln erwartet Flutwelle in der Oder 17.55 Uhr: Nach Dauerregen in Polen richtet sich die schlesische Stadt Oppeln auf eine Flutwelle in der Oder ein. Der Wasserstand werde am Sonntagmorgen etwa fünf Meter betragen, teilte die Stadtverwaltung am Samstag mit. Bis Montag könne er auf maximal sechs Meter steigen. Eine Gefahr für die Bevölkerung durch das Hochwasser bestehe derzeit nicht. Nach Angaben eines Sprechers der Stadt liegt der normale Wasserstand der Oder in Oppeln bei etwa vier Metern. Die Woiwodschaft Oppeln im Südwesten Polens ist bislang am stärksten von den Unwettern getroffen. Am schwierigsten sei die Situation im Bezirk um Prudnik an der Grenze zu Tschechien und im benachbarten Bezirk Nysa, sagte Innenminister Tomasz Siemoniak. „Die kommenden Stunden werden hart. Wir müssen mit vielen neuen Vorfällen und Gefahren rechnen. Ich appelliere noch einmal an die Einwohner und Bürger, auf die Anweisungen der Dienststellen zu hören, insbesondere wenn es um die Evakuierung geht.“ Regierungschef Donald Tusk wollte am Abend an einer Sitzung des Krisenstabs in Nysa teilnehmen. „Vor uns liegt eine kritische Nacht, volle Mobilisierung ist nötig“, schrieb Tusk auf X. Feuerwehrleute, Soldaten, Polizisten, Beamte der lokalen Behörden und alle staatlichen Stellen seien im Kampf gegen das Hochwasser engagiert. Höchste Hochwasser-Alarmstufe in Dresden und Schöna möglich 17.23 Uhr: An der Elbe in Schöna und Dresden könnte in der kommenden Woche die höchste Hochwasseralarmstufe 4 gelten. Dass die Richtwerte hierfür von 7,5 beziehungsweise 7 Meter erreicht werden, sei nicht ausgeschlossen, teilte das Landeshochwasserzentrum mit. Zunächst müsse an beiden Pegeln mit einer Überschreitung des Wasserstands von sechs Metern (Alarmstufe 3) gerechnet werden. In Schöna passiert das demnach voraussichtlich bereits in der Nacht zum Montag. Die Wasserstände werden den Prognosen zufolge danach langsam weiter steigen. Bei Alarmstufe 4 gibt es dem Landeshochwasserzentrum zufolge Gefahr für Leib und