Vor fast 4.000 Jahren wurde die altägyptischen Priesterin Idy in der Grabkammer ihres Vaters beigesetzt. Lange blieb der Schacht im heutigen Assiut unentdeckt. Nun haben Forscher die Kammer freigelegt und dabei weit mehr als nur einen Sarg entdeckt.
Ein internationales Forscherteam hat in der Stadt Assiut in Ägypten das Grab einer altägyptischen Priesterin freigelegt. Die Grabkammer der Priesterin mit dem Namen Idy befindet sich in einem rund 14 Meter tiefen Schacht innerhalb des Grabes ihres Vaters, Djefai-Hapi I., das aus der Zeit um 1.880 vor Christus stammt, wie die Freie Universität (FU) in Berlin mitteilte. Das Forscherteam wird vom Archäologen Jochem Kahl von der Freien Universität Berlin geleitet.
Die Grabstätte sei in der Antike geplündert worden, erklärte die FU in der Pressemitteilung, auch aus Idys Grabstätte fehlten demnach Schmuck und Metallgegenstände. Andere Grabbeigaben seien aber unversehrt geblieben. Nach dem Raub in der Antike sei die Kammer dann offenbar in Vergessenheit geraten. Zu den jetzigen Funden aus der Grabkammer gehören laut FU zudem zwei ineinander geschachtelte, dekorierte Holzsärge aus Holz. Beide Särge sind mit Bildern und Texten für das Jenseits verziert. Außerdem fanden die Archäologen und Archäologinnen Statuen, einen Dolch, Herrschaftsinsignien sowie Nahrungsopfer. Das Grab enthielt auch spezielle Gefäße, in denen die bei der Mumifizierung entnommenen Eingeweide aufbewahrt wurden – sogenannte Kanopen.
Darüber hinaus wurden Reste von Idys Gewand sowie ihre mutmaßlich durch die antiken Plünderer teilweise zerstörten Knochen gefunden. Diese geben nun Aufschluss über die Lebensweise und die Gesundheit der circa 40-jährigen Frau. So legten Untersuchungen nahe, dass die Priesterin offenbar ein Fußleiden hatte. Idy sei die einzige Tochter Djefai-Hapi I. gewesen und Priesterin der Göttin Hathor. Sie habe den Titel „Herrin des Hauses“ getragen, was sie als Frau aus einer wohlhabenden Familie ausweise, so die FU weiter. Durch die Fülle an Texten, unter anderem auf dem Sarg, erhoffen sich die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen auch neue Erkenntnisse über die Rolle der Frauen im alten Ägypten.
Die Ausgrabungsarbeiten fanden im August und September dieses Jahres in Zusammenarbeit mit der Universität Sohag (Ägypten), der Kanazawa Universität (Japan) und der Polnischen Akademie der Wissenschaften statt. Der Freilegung von Idys Grab waren 20 Jahre Feldarbeit vorangegangen. Die FU spricht von einem „bedeutenden Fund für die Archäologie“. Nach der konservatorischen Sicherung der Funde sollen diese dem Ägyptischen Ministerium für Antiken und Tourismus übergeben werden.