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Erhaltung von Vielfaltsräumen in Bad Freienwalde – Aktionsgruppe engagiert sich

Nach der kürzlich stattgefundenen Bundestagswahl in Brandenburg zeichnet sich ein deutliches Bild ab: Die AfD hat in vielen Gemeinden, darunter auch in Bad Freienwalde, die meisten Stimmen erhalten. In Anbetracht dieser Entwicklung engagieren sich ehrenamtliche Helfer verstärkt für eine offene Gesellschaft und Integration. Eine herausragende Persönlichkeit in diesem Engagement ist Judith Strohm.

Judith Strohm zog vor einigen Jahren von Berlin nach Bad Freienwalde im Oderland, begeistert von der ländlichen Idylle. Seit ihrer Ankunft in der Stadt war es ihr ein Anliegen, sich aktiv einzubringen und sie beteiligt sich ehrenamtlich an der Initiative „Bad Freienwalde ist bunt“. Die Gruppe wurde 2021 ins Leben gerufen und setzt sich für Vielfalt in der Gesellschaft ein, nicht nur in den Metropolen, sondern auch in der kleinen Stadt mit rund 12.000 Einwohnern. Strohm betont, dass es wichtig sei, Einheimischen und Zugezogenen, die nicht die AfD wählen, Alternativen zu bieten, mit denen sie sich identifizieren können.

Die AfD als stärkste Kraft in Bad Freienwalde

Trotz ihres Engagements macht sich Judith Strohm Sorgen angesichts der angespannten Stimmung bezüglich der Migrationspolitik. Bei der letzten Bundestagswahl erhielt die AfD in Bad Freienwalde 41,7 Prozent der Zweitstimmen, und bei den Erststimmen sogar noch mehr. Die hohe Wahlbeteiligung von 74 Prozent spiegelte sich auch in ihrem Dorf wider, wo nach Strohms Angaben mehr als die Hälfte der Bewohner die AfD unterstützten. Aufgrund ihrer eigenen Privilegien als weiße, heterosexuelle Frau sei sie persönlich weniger von rechtsgerichteter Diskriminierung betroffen. Andere, die nicht ihre Hautfarbe oder Herkunft ablegen können, seien jedoch häufig Alltagsrassismus ausgesetzt, was die gesellschaftliche Teilhabe erschwert.

Angst vor Abschiebung und steigender Extremismus

Ein weiteres engagiertes Mitglied der Initiative ist Mahmood Alizadeh, der als Sporttrainer im Kreissportbund Märkisch-Oderland arbeitet. Als Geflüchteter aus dem Iran lebt er in ständiger Angst vor Abschiebung, insbesondere sollte die AfD in Zukunft Regierungsverantwortung übernehmen. Obwohl die Partei keine konkreten Abschiebungspläne für Geflüchtete ohne deutschen Pass vorlegt, beunruhigt ihn das im Wahlprogramm enthaltene Konzept der „Remigration“. Diese Ängste spiegeln sich auch im Alltag wider, so berichtet Alizadeh von einem zehnjährigen Kind aus seiner Trainingsgruppe, das die Stadt nicht als bunt, sondern als blau, also rechtsgerichtet, wahrnimmt.

Die Veränderungen im gesellschaftlichen Klima sind für Judith Strohm deutlich spürbar. Besonders seit der Europawahl haben sich die Räume für migrantische Menschen in Kleinstädten Brandenburgs verringert. Bedrohungen gegenüber Anhängern anderer Parteien im Wahlkampf sowie gewalttätige Vorfälle wie der Messerangriff eines AfD-Mitglieds bei einer Gedenkveranstaltung verdeutlichen die steigende Radikalisierungstendenz. Strohm weist darauf hin, dass Veranstaltungen von „Bad Freienwalde bleibt bunt“ zunehmend von Personen besucht werden, die durch ihr Verhalten dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen sind. Diese Entwicklungen beeinflussen nicht nur ihr ehrenamtliches Engagement, sondern auch das tägliche Leben ihrer Familie.

Engagement und Zivilcourage sind in Zeiten wie diesen von großer Bedeutung. Für Judith Strohm ist Wegziehen keine Option, sondern ein Grund, sich noch intensiver für Integration im Oderbruch einzusetzen. Der Kampf um Demokratie und die Schaffung von Räumen, in denen Vielfalt gelebt werden kann, finden vielfach im ehrenamtlichen Bereich statt. Das Sommerfest von „Bad Freienwalde bleibt bunt“ am 15. Juni auf dem Marktplatz wird daher umso wichtiger sein, um ein Zeichen der Solidarität und Offenheit zu setzen.

Mit Material von Michael Lietz, rbb24 Brandenburg aktuell. Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 04.03.2025, 19:30 Uhr.